Symbolbild Fotometadaten: Fotograf beschriftet Fotos mit Bildverwaltungssoftware auf Desktop-Rechner

XMP vs. IPTC – worin bestehen die Unterschiede?

Lesedauer: 9 Minuten

Inhaltsverzeichnis

Wenn Sie diesen Beitrag gezielt gesucht haben, dann wissen Sie vermutlich schon, dass es um Fotometadaten gehen wird. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit fragen Sie sich eben genau dies: Was unterscheidet XMP von IPTC?

Es gibt im Netz viele halbgare Aussagen dazu und selbst gestandene Profifotografen irren sich hier regelmäßig. Grund dafür ist ein kategorisches Missverständnis. Um es auszuräumen, bedarf es einer Begriffsbestimmung. Denn spricht man bloß von IPTC, so ist das uneindeutig. Es können verschiedene Dinge gemeint sein. Welche das sind, werden wir noch erläutern. Zunächst soll der Hinweis genügen, dass der Titel dieses Artikels genau genommen so lauten müsste: XMP vs. IPTC-IIM.

Schema und Format sind nicht dasselbe

Ein digitaler Metadatenstandard muss mindestens zwei Aspekte berücksichtigen. Einerseits bedarf es einer Definition der Metadatenfelder: Was soll erfasst werden? Welche und wie viele Zeichen sollen zulässig sein? Etc. Andererseits muss spezifiziert werden, wie (in welcher Form) und wo die Daten gespeichert werden sollen (in einer separaten Filialdatei oder in einem bestimmten Bereich der Hauptdatei). Die Summe festgelegter Metadatenfelder wird dabei als Metadatenschema bezeichnet, die technischen Aspekte der Speicherung betreffen hingegen das Metadatenformat.

Es kann also nur ein Vergleich zwischen Datenformaten oder zwischen Schemata sinnvoll sein, nicht aber zwischen Format und Schema.

Was ist der IPTC-IIM-Standard?

Die Abkürzung IIM steht für Information Interchange Model. Dabei handelt es sich um den ersten Metadatenstandard, der speziell für den Austausch digitaler Bilder gedacht war. Entwickelt wurde er vom International Press Telecommunications Council, kurz IPTC. Die erste Version erschien 1991.

1994 hat Adobe dafür gesorgt, dass mit Photoshop IPTC-IIM-konforme Metadaten direkt in den Kopfbereich von JPEG-, TIFF– oder PSD-Dateien eingebettet werden konnten. Der sogenannte IPTC-Header wurde geboren und etablierte sich als das Format für deskriptive Fotometadaten (für technische Metadaten kam 1995 Exif hinzu).

Was ist XMP?

XMP steht für Extensible Metadata Platform. Müsste man das übersetzen, würde man vermutlich von einer erweiterbaren Metadatenplattform sprechen, wobei die Bezeichnung Plattform etwas hochgegriffen scheint. Merken Sie sich einfach, dass Adobe mit XMP einen technisch verbesserten Metadatenstandard entwickelt und ab 2001 bereitgestellt hat. Er basiert auf der RDF/XML-Syntax und ist wesentlich flexibler als IPTC-IIM.

Nun kommt der entscheidende Punkt: XMP ist so konzipiert, dass sich darüber ganz verschiedene Schemata abbilden lassen, auch das IPTC-Schema (aufgliedert in ein Kern- und ein Erweiterungsschema: IPTC Core und IPTC Extension).

Der Status Quo von IPTC-IIM

Das IPTC-Gremium entwickelt die oben genannten Schemata bis heute weiter. Anders verhält es sich mit dem Information Interchange Model. Die Fortentwicklung des Formats wurde bereits 1997 eingestellt. Zwar wurde 2014 noch einmal eine geringfügige Anpassung vorgenommen, aber das war es dann auch. IPTC-IIM gilt daher schon seit Jahren als technisch überholtes Legacy-Format. Trotzdem wird es nach wie vor von vielen Bildverwaltungsprogrammen unterstützt und ist gerade in älteren Archivsystemen weiterhin in Gebrauch. Um die Kompatibilität zu maximieren, werden deskriptive Fotometadaten daher häufig mehrfach innerhalb einer Datei angelegt: im IIM- und im XMP-Header und in Teilen auch im Exif-Bereich.

Der Status Quo von XMP

XMP bietet nicht nur Unterstützung für zahlreiche Bild- und Grafikformate, sondern auch für viele Video- und Audioformate sowie für PDF-Dokumente. Seit 2012 bildet der Kernteil der XMP-Spezifikationen den ISO-Standard 16684-1. Aufgrund der erwähnten Flexibilität bei der Abbildung verschiedener Schemata wird XMP daher nicht nur vom IPTC-Gremium, sondern auch von anderen Standardisierungsinitiativen (DCMI, MWG, W3C etc.) für die Metadatenimplementierung vorgesehen. Deswegen spricht man auch von XMP-Standards (mit bewusster Betonung des Plurals).

Wie ist der IPTC-Metadatenstandard heute definiert?

Der IPTC-Fotometadatenstandard (engl. IPTC Photo Metadata Standard) ist, wie der Name schon sagt, explizit für digitale Fotos und ferner für Fotodigitalisate (gescannte Analogfotos) konzipiert, nicht aber für Videodateien, Vektorgrafiken oder Dokumente. Er umfasst alle Anweisungen und Informationen, die für die Speicherung der beiden IPTC-Schemata in einem bestimmten Metadatenformat nötig sind. Seit 2004 ist für die Implementierung IPTC-konformer Metadaten XMP vorgesehen:

Der IPTC-Standard ist also gleichzeitig ein XMP-Standard (!)

Diese womöglich überraschende Erkenntnis sollten Sie im Kopf behalten.

Deep Dive – IIM und XMP auf Code-Ebene

Das IIM-Format verwendet für die Anordnung der Metadatenfelder numerische Kennungen, die jeweils als einzelnes Byte (Oktett) gespeichert sind. Es gibt einen vorangestellten Bereich (Envelope Record) mit 14 Feldern (6 davon Pflichtfelder) und den Hauptbereich (Application Record) mit 57 möglichen Feldern und einem Pflichtfeld. Das Feld für die Bildbeschreibung (Caption) hat z.B. die Kennung 2:120, das für die vorgesehene Zeichencodierung 1:90, wobei sich die vorangestellte Nummer aus der Position des Eintrags ergibt:

1 = Information steht im Envelope Record.

2 =  Information steht im Application Record.

Tatsächlich wird also nur der Wert hinter dem Doppelpunkt gespeichert. Die Kennung für die Bildbeschreibung (120) sähe in Binärcode dann so aus: 01111000

Für das Bildbeschreibungsfeld ist ein Textstring vorgesehen, der maximal 2000 Bytes groß sein darf. Codiert wird der Text so, wie unter 1:90 im Envelope Record festgelegt (meist mit UTF-8, um Sonderzeichen und Umlaute darstellen zu können).

XMP-Daten bestehen hingegen aus einem einzelnen (langen) Textstring, der stets UTF-codiert ist und mit dieser Zeichenfolge beginnt:

Bei Verwendung von UTF-8 sähe das entsprechende Byte-Muster (hexadezimal dargestellt) so aus:

3C 3F 78 70 61 63 6B 65
74 20 62 65 67 69 6E 3D

Eine Software, die XMP unterstützt, scant bestimmte Dateisegmente (APP1 bei JPEG) daher stets nach diesem Byte-Muster ab. Bei IIM verhält es sich ähnlich.

XMP verwendet die Auszeichnungssprache XML. Wie bei HTML fungieren dort in spitze Klammern gesetzte Kennungen als Start- und End-Tags. Das erklärt vielleicht auch, warum Entwickler eher von XMP tags sprechen (und nicht von fields).

Gemäß des IPTC-Extension-Schemas würde ein Eintrag für die Stadt, in der eine Aufnahme gemacht wurde (LocationCreatedCity), dann so aussehen:

Welche Vorteile hat XMP gegenüber IIM?

Kompatibilität

Machen wir uns nichts vor. IPTC-IIM ist nur für die Dateiformate JPEG, TIFF und PSD (Photoshop) vorgesehen; moderne Bildformate wie WebP oder HEIC bieten keine Unterstützung dafür. Zwar lässt sich ein IPTC-IIM-Header mit entsprechenden Tools auch ein paar weniger bekannten Dateiformaten „aufzwingen“, aber ein Auslaufmodell ist IIM trotzdem.

XMP wird hingegen von vielen proprietären Adobe-Formaten sowie einer Vielzahl offener Grafik- und Videoformate unterstützt. Aus Platzgründen hier nur eine Auswahl:

Grafikformate
JPG, TIFF, PSD, PNG, WebP, HEIC/HEIF, GIF, IND, INX, EPS, DJVU, SVG, PGF, XCF sowie DNG, CRW, NEF und andere RAW-Formate (teilweise aber nur per Filialdatei)

Videoformate
MOV, AVI, ASF, WMV, FLV, SWF, MP4, WMA

Dokumentformate
PDF

Erweiterbarkeit

Das X in XMP steht wie erwähnt für extensible. Die Anzahl möglicher Felder ist eben nicht beschränkt, sondern beliebig erweiterbar. XMP ist entwickelt worden im Wissen, dass neue Anforderungen immer wieder neue Anpassungen und Erweiterungen nötig machen. Und wie wir in diesem Beitrag gezeigt haben, müssen selbst Nutzer, die auf altbewährte Strukturen vertrauen, den Umstieg auf XMP nicht scheuen. Im Gegenteil – wie wir nun wissen, können Schemata wie IPTC Core (oder z.B. auch Dublin Core) problemlos per XMP abgebildet werden.

Fazit

IPTC-IIM ist ein längst überholtes Format, ein Relikt aus einem anderen Jahrtausend, das in manchen Archivsystemen trotzdem noch mitgeschleppt wird. Wenn Sie als Verantwortlicher für die Metadatenverwaltung die Wahl haben, dann sollten Sie natürlich auf XMP setzen. XMP lässt sich flexibel erweitern, bietet mehr Kompatibilität und hat ganz allgemein eine höhere Akzeptanz.

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Eine moderne Bildverwaltungslösung wie der Media Hub von teamnext bietet natürlich Unterstützung für XMP, und zwar in beide Richtungen: Schon vorhandene XMP-Metadaten können beim Import ausgelesen und in die Datenbank übernommen werden. Und umgekehrt lassen sich in der Datenbank gespeicherte Metadaten im XMP-Format in die Export-Dateien schreiben.

Natürlich bietet der Media Hub auch eine entsprechende Unterstützung für Exif-Metadaten. Und als Fallback-Lösung ist zudem das Auslesen von IPTC-IIM-Headern weiterhin möglich. So kann auch bei älteren Dateibeständen sichergestellt werden, dass beim Import keine wichtigen Metadaten verloren gehen.

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